9.12.2010

Gleich nach dem Frühstück geht es richtig los. Mit Nura konnten wir noch raus, jetzt ist es ziemlich chancenlos. Starkwind ist aufgekommen und wir nutzen zum ersten Mal unsere Verbindung zwischen Wohnkabine und Fahrerhaus. Draussen tobt ein Sandsturm und wir wollen ja unsere Wohnkabine nicht mit Sand füllen. Wir stehen unglücklich zum Wind, also bleibt nur der Verbindungsdurchschlupf. Dummerweise ist die Treppen noch ausgefahren. Einer muss sich daher trotzdem noch opfern. Auf der windabgekehrten Seite kann ich aussteigen und die Treppe in einer Blitzaktion einfahren. Wir können los und müssen noch 30km bis zum Park Bosques Petrificados mit den versteinerten Urwaldriesen. Der Wind nimmt immer noch zu, zum Glück von vorne, wir fahren nur langsam, die Sicht ist eh ziemlich schlecht und wir hoffen, dass sich dies bis zum Park noch beruhigen wird. Die Fahrt geht durch eine Mondlandschaft und langsam wird es hügeliger bis bergiger. Auf dem Parkplatz des Parks kommt uns die französische Familie vom Rundgang entgegen. Alle vier sind dick eingepackt. Es hat sicher Windstärke 9-10 und dazu ist das Gelände noch ausgesetzt. Wir wagen es trotzdem, ziehen unsere Buffs an und erleben eine einzigartige Stimmung auf dem Rundgang. Zum Glück staubt es hier nicht mehr und wir können sogar fotografieren. Im kleinen Museum bei der Rangerstation erklärt uns dann eine sehr engagierte Rangerin die die Geschichte dieser Bäume. Die bekommen wohl sehr wenig Besuch hier draussen. Sowohl Park als auch Museum sind gratis und wir spüren richtig, dass die um jeden Besuch hier draussen froh sind.

       

Der Sturm will einfach nicht abnehmen und auf der Rückfahrt zur RN3 kommt dann was kommen musste. Wir stoppen, wollen mit Nura kurz raus, vergessen aber völlig den Wind, welcher von hinten kommt. Die Türe wird Regina förmlich aus der Hand gerissen und knallt mit grosser Wucht in den Anschlag mit dem Resultat, dass die Scharniere verbogen sind und wir die Türe nicht mehr schliessen können. Wir müssen MANny zuerst kehren und können dann die Türe notdürftig mit einem Strick anbinden. Das Scharnier reparieren können wir hier nicht. Wir müssen also zuerst in die nächste Ortschaft oder Tankstelle, also 30km mit offener Türe fahren. An der Tankstelle sind sie sehr hilfsbereit, können aber nicht helfen. Aber wissen nun, an wenn wir uns in Puerto San Julian wenden können. Also nochmals 140km bis San Julian, zum Glück kommt der Wind wieder von Vorne. Nach einigem Durchfragen finden wir dann den angegebenen Automechaniker und der Hilft uns prompt noch die Türe wieder zu recht zu biegen. Ein simpler Trick mit einem Stück Holz und die Scharniere passen wieder und die Türe lässt sich wieder schliessen. Ausser einem kleinen Lackschaden ist nichts Weiteres defekt gegangen und ich weiss nun wie man die Türe flicken kann, sollte es nochmals passieren.

Wir bleiben in Puerto San Julian und suchen uns einen Platz auf dem Camping Muncipial.

8.12.2010

Wir sind wieder bei der Tankstelle. Wenn wir schon die Möglichkeit dieser super Verbindung haben wollen wir sie auch ausgiebig nutzen. Es reicht sogar für einen Skipe-Schwatz mit Florian und Regina. Florian hat morgen Geburi und wer weiss wo wir morgen sein werden. Später hören wir von Sandra und Paddy noch, dass es in CH viel Schnee gegeben hat, im Moment alles am schmelzen ist aber ab Morgen wieder mit weiterem Schnee zu rechnen ist. Für uns nur schlecht vorstellbar. Bei uns hat es 22 Grad, strahlend blauer Himmel und viel Wind. Ja der Wind ist hier in Patagonien so eine Sache. Von dem gibt es jede Menge, er weht praktisch permanent und immer wieder aus einer anderen Richtung. Vor jedem Aussteigen aus dem Auto orientiert man sich zuerst woher er kommt um das Auto dann in den Wind zu stellen damit einem die Türe nicht aus der Hand gerissen wird. Ist doch fast wie beim Segeln! Nur das wir hier keinen Verklicker, sonder Staubfahnen oder flatternde Plastiksäcke haben.

Wir sind am Nachmittag dann nochmals ein grosses Stück in den Süden vorgestossen. Die Vegetation wird nun richtig patagonisch, es hat praktisch keine Sträucher mehr, die Busch-Steppe ist in eine Gras-Steppe übergegangen. Die Strecken sind immer noch lange, gerade und endlos scheinend. Wir sind kurz vor dem Park Bosques Petrificados auf der Estanzia La Paloma, welche zwar geschlossen ist, wir aber trotzdem nutzen. Im Park soll es versteinerte Bäume zu sehen geben. Diesen werden wir morgen besuchen. Zuerst gilt es aber die richtige Position zum Wind für eine ruhige Nacht zu finden. Wir entschliessen uns, dass wir ein ruhiges Nachtessen bevorzugen. In 2-3 h ist sowieso wieder alles anders. Der Wind ist in diesem ungeschützten Gelände sehr unangenehm stark. Zum Glück müssen wir hier nicht in einem Dachzelt schlafen und mir kommt die Geschichte von zwei Landy-Reisenden mit Dachzelt in den Sinn, welche in Patagonien das Dachzelt praktisch nie brauchen konnten. Also Markus, willst Du je einmal nach Patagonien, musst Du Dir eine Alternative zum Maggiolina überlegen!

  

7.12.2010

Heute ist der ideale Reisetag. Dunkle Wolken ziehen im Landesinnern auf und es sieht nach Regen aus. Wir fahren dann auch wirklich in einen Regenschauer hinein und MANny wird wieder einmal vom ganzen Staub der letzten Tage befreit. Eigentlich wollten wir bis zu den Bosques Petrificados, sind dann aber in einem Einkaufszentrum in Comodoro Rivadava hängen geblieben. Wenn Regina mal Supermarkt-Luft schnuppert ist sie kaum mehr davon los zu reissen. Dafür sind unsere Vorräte nun wieder top aufgefüllt und die nächsten Tage müssen wir sicherlich keinen Supermarkt mehr anlaufen. Hoffentlich kommt keine Fruchtkontrolle!

Etwas später in Rada Tilly finden wir einen schönen Zeltplatz mit guter Infrastruktur, vielen Bäumen und gutem Windschutz. Zuerst schreckt uns am Eingang die Hundeverbots-Tafel ab. Wir probieren es aber trotzdem und der Platzchef lässt sich erweichen, wenn wir den Hund nicht frei laufen lassen, können wir bleiben. Wir bleiben. Hier gibt es Strom und Wasser direkt am Platz. Wasser wird schnell aufgefüllt und Strom nutzen wir um das Boilerwasser warm zu behalten. Das Betreiben des Boiler, Föhns und Notebooks gleichzeitig sind dann zu viel für die Zeltplatz-Sicherung und wir setzen gleich die ganze Zeltplatzstrasse ausser Strom. Eine Sicherung ist nicht zu finden, also werden wir das Duschwasser wieder mit der Standheizung machen müssen.

Wir wollen noch ins Dorf. Vielleicht finden wir noch einen offenen WiFi-Anschluss. Mit dem Blackberry werden wir dann bei der Tankstelle fündig. Tankstellen sind hier meist eigentliche Servicestellen. Hier kann man sich nebst dem Tanken auch verpflegen, einkaufen und oft das Internet nutzen. Ein Kafi genügt und man ist Online und dies für Stunden. Die Verbindung ist perfekt, fast wie zu Hause, wir werden morgen nochmals wiederkommen und endlich mal das eBanking erledigen können.

6.12.2010

Heute ist Samichlaus und wir verwöhnen uns mit einem selber gebackenen Grittibenz zum Frühstück. Wir wollen weiter und machen uns auf den Weg auf einer völligen Nebenstrecke in Richtung Camarones und in den Park Cabo Dos Bahias, einer weiteren Pinguin-Kolonie. Hier ist es um einiges ruhiger. Wir treffen hier nur auf ein Waadtländer-Ehepaar, welches seit 14 Jahren unterwegs ist und eine französische Familie welche ein Jahr hier in Südamerika verbringen will. Nun, das sind andere Perspektiven und wir werden um unsere 6 Monate nicht unbedingt beneidet! Für einen Tipp-Austausch reicht es aber trotzdem und wir hören aufmerksam zu, schliesslich sind beide vom Norden Argentiniens eingereist, also dort wo wir noch hinwollen.

Die Pinguin-Kolonie besuchen wir natürlich auch noch, uns zieht es dann aber nach Camerone zurück, wir brauchen Internet-Anschluss und wenn es gibt auch noch Süsswasser. Im Park darf sowieso nicht übernachtet werden und Nura darf das Auto nicht verlassen. Das Internet in Camerone ist gut organisiert, schnell haben wir das nötigste erledigt. Mit Wasser sieht es schlecht aus. Auf dem Camping-Platz haben sie nur Salzwasser. Eigentlich egal, wir haben ja noch etwas weniges im Tank und wir schlagen daher unser Nachtlager in den nahen Stranddünen auf und erleben einen weiteren herrlichen Sonnenuntergang.

   

5.12.2010

Es ist windstill, Sonntag, blauer Himmel, T-Shirt-Wetter, was will man mehr. Nach dem frischen Frühstücks-Zopf entschliessen wir uns nochmals einen Tag zu bleiben. Wir haben ja alles noch in genügender Menge dabei und könnten problemlos eine Woche hier bleiben. Wir verbringen den Tag mit Strandspaziergängen und beobachten von Seehunden, welche direkt in der Brandung am Nahrung suchen sind. Die Wellenreiter sind nun auch aktiv und bereiten sich auf den Kick auf einer Welle weit draussen im Meer vor. Auf was die scharf sind ist schnell erkannt. Ein Ausläufer eines Landvorsprung verläuft weit ins Meer hinaus und führt je nach Wasserstand zum Brechen von grossen, aber vor allem langen Wellen. Ein heisses Unterfangen, den die Küste ist praktisch durchgehend felsig mit ganz wenigen schmalen sandigen Abschnitten. Es muss daher der richtige Stand der Flut und die richtige Wellenrichtung abgewartet werden. Zu tiefer Wasserstand bedeutet wohl man kommt nicht über den Wellenbrecher hinaus, zu hoher Wasserstand bedeutet man kommt nicht mehr ans Ufer zurück. Keiner wagt es, die Windrichtung und damit der Wellenwinkel scheinen nicht optimal zu sein.

Nura hat heute das Salzwasser entdeckt. Wir sind ziemlich lange am Strand entlang gewandert. Es gab viel zu entdecken, überall musste die Nase rein. Das gab Durst, welchen sie dann mit Meerwasser zu stillen versuchte. Wir hatten dummerweise kein Süsswasser dabei, was sie völlig durcheinander brachte. X-mal ist sie ans Wasser gesputet und hat versucht zu drinken. Zurück beim MANny hat sie gleich einen ganzen Topf Wasser ausgetrunken. Sie war völlig fertig, salzig und verstaubt. Das Salz im Fell ging nicht mehr raus und schien sie zu stören. Mit der Aussendusche hatten wir sie dann geduscht. Sie war danach ziemlich erleichtert und weicht keinen Meter von unserer Seite. Wir sind gespannt, ob sie Morgen das Salzwasser meidet.

Es ist 23:00 Uhr, sternenklar, es ist immer noch 20 Grad und wir sitzen im T-Shirt draussen und staunen über das fantastische Sternenmeer. Das Südkreuz ist deutlich auszumachen. Regina sieht es zum ersten Mal, für mich liegt diese Sicht auf den Sternenhimmel 28 Jahre zurück. Da kommen alte Erinnerungen auf. Wir hoffen dass dies nicht das letzte Mal sein wird.